Benzolelektrischer Triebwagen VT 160 der KPEV (Epoche 1)
Das Vorbild
Nach dem Versuchstriebwagen V.T.1 aus dem Jahr 1908 wurden zehn Fahrzeuge der Gattung V.T.2 in den Jahren 1909 - 11 von den Firmen Weyer, Wumag, Rastatt
und Gastell erbaut.
Konstruktiv lehnte sich der Wagenkasten eng an die Bauweise der zeitgenössischen Reisezugwagen an. Auf einem Fahrgestell befand sich der Wagenkasten, das
vordere Ende über dem Maschinendrehgestell war verlängert ausgeführt. Überwiegend waren die Fahrzeuge mit zwei Fahrgasträumen der 3. und 4. Klasse
ausgerüstet, in der Mitte durch einen Abort und einer Trennwand mit Tür getrennt. Die an den Wagenenden angeordneten Einstiegsräume dienten zugleich als
Führerräume.
Die Drehgestelle waren mit unterschiedlichen Achsstand ausgeführt. Ein Benzolmotor und Generator war im vorderen Drehgestell untergebracht und abgedeckt mit
einer vor dem Wagenkasten angeordneten Haube. Der 100-PS-Benzolmotor stammte in der ersten Serie bis auf ein Fahrzeug von Deutz. Die 62-kW-Generatoren
stammten von AEG sowie BEW. Im hinteren Drehgestell waren beide Elektromotoren untergebracht, die Elektromotoren von AEG leisteten 60 kw, die von BEW 62
kW.
Die Benzolmotore waren wassergekühlt, auf dem Dach über dem vorderen Führerstand angebrachten Wabenlüfter verliehen zusammen mit der flachen Motorhaube
dem Fahrzeug sein charakteristisches Aussehen. In den Jahren 1913 - 17 folgte eine 2. Serie mit zehn weiteren Fahrzeugen. Im Detail hatten die einzelnen
Fahrzeuge durch verschieden ausgelegte Motorhauben sowie in der 2. Serie mit stehend angeordneten Wabenlüftern ein unterschiedliches Aussehen. Die fünf
zuletzt gelieferten Triebwagen der 2. Serie waren zudem zum Betrieb mit Beiwagen erbaut und verfügten an der rückseitigen Stirnwand eine Übergangsmöglichkeit.
Die Beiwagen, versehen mit einem Führerstand (der Begriff “Steuerwagen” wurde erst später geprägt) erlaubten den Betrieb von diesem Fahrzeug aus.
Eingesetzt wurden die Fahrzeuge zunächst bei der KED Breslau, Posen, Königsberg, Danzig und Breslau. Nachteilig an den benzolelektrischen Triebwagen war die
recht hohe spezifische Fahrzeugmasse (Benzolmotor, Generator und Elektromotor), zudem war die Unterhaltung aufwendig und erforderte erfahrenes Werkstatt-
personal. Darüber hinaus machten sich die Begleitumstände des 1. Weltkrieges negativ bemerkbar. So prägten geringe Laufleistungen und längere Abstellzeiten die
Biographie der Fahrzeuge. Der Umbau der Fahrzeuge in Akkumulatortriebwagen wurde erwogen, Anfang der 20er Jahre wurden dann 3 Fahrzeuge in Bahndienst-
fahrzeuge umgebaut, ein Fahrzeug an die PKP abgegeben, die restlichen Fahrzeuge vermutlich verschrottet.
Das Modell
Ein Modell des V.T.2 wurde 1976 von der Firma ZUBA (Zutschke&Bachmann) angeboten. Nach Gründung der Firma Westmodel (Bachmann) im Jahr 1982 wurde
das Modell 1989 erneut aufgelegt, befindet sich jedoch nicht mehr im Lieferprogramm. Eine Neuauflage wird nach Auskunft von Westmodel in Erwägung gezogen,
zur Messe 2011 in Nürnberg wurde bereits eine Nachauflage in der späteren Ausführung des Vorbildes als Oberleitungs-Revisionswagen angekündigt.
Als Kleinserienhersteller hat Westmodel frühzeitig Modelle mit Gehäuse aus geätzten Messingblech gefertigt, ist zumindest bei einigen Modellen bezüglich der
Detaillierung jedoch stehengeblieben. Details bei geätztem Messingblech lassen sich entweder durch Erhebungen (Nieten, Zierleisten) oder als Vertiefungen
darstellen, beides jedoch nicht gleichzeitig. So werden bei den Triebwagen von Westmodel wegen angeätzter Zierlinien u.a. auch die Türspalten mittels erhabene
Linien dargestellt. Was Modelle nach Vorbildern mit großen, wenig strukturierten Flächen recht vorbildswidrig wirken läßt. Verstärkt wird die vorbildswidrige Wirkung,
wenn angesetzte Teile wie die Griffstangen unterhalb der Fenster ebenfalls nur als angeätzte, erhabene Linien dargestellt werden. Angesetzte Zurüstteile oder
aufgedoppelte Teile, wie die Zierlinien oder Einstiegstüren beim Günther-Modell des VT 757 würden beim Bausatz nur unwesentlich mehr Aufwand bedeuten, dafür
gleichzeitig die Wirkung erhöhen.
Bei der Farbgebung wurde zwar für die 3. Klasse eine braune, für die 4. Klasse graue Farbgebung gewählt, die Farbtöne entsprechen jedoch nicht den in der
Länderbahnzeit verwendeten Farben. Darüber hinaus waren bei KPEV die Dächer in weiß ausgeführt, nicht jedoch wie beim Modell in Weißaluminium.
Der Antrieb bei dem Triebwagenmodell erfolgt durch einen im Fahrzeug untergebrachten Motor mit Schwungmasse über eine Kardanwelle auf das hintere, mit
Haftradsätzen ausgerüstete Drehgestell. Die Stromabnahme erfolgt dadurch nur über das vordere Drehgestell. Das Modell besitzt keine Innen- sowie
Spitzenbeleuchtung, ebenso ist keine Inneneinrichtung vorhanden. Geliefert wurde das Modell in einem Karton mit Schaumstoffeinsatz.
Bis zu einer eventuellen Neuauflage, mit einer überarbeiteten Detaillierung sowie einer vorbildgerechteren Farbgebung bleibt nur der Eigenbau, eine ausführliche
Bauanleitung findet sich MEB, in den Heften 12/73 und 01/74 des MEB. Mit weniger Aufwand wäre auch ein Umbau auf Grundlage eines Hechtwagens (Roco)
möglich, ein derartiges Modell wurde im EJ 04/78 vorgestellt.
VT 160 (Westmodel)
Technische Daten der Triebwagen
Betriebsnummer Länderbahn
VT 152 - 161
Beschaffungsjahr
1910 - 1911
Gattungsbezeichnung
V.T.2
Achsanordnung
2´Bo´
LüP
(mm)
20 750
Lieferfirma Wagenteil
Weyer/WUMAG/Rastatt/
Gastell
Motor
Deutz
elektr. Ausrüstung
AEG, BEW
Sitzplätze 2./3./4. Kl
- / 49 / 36
Dienstmasse, unbes. (t)
45,3 - 47,6
Antrieb Bauart
Benzolmotor
Dauerleistung
(kW/PS)
74 / 100
Leistungsübertragung
elektrisch
Geschwindigkeit (km/h)
60
Modell Hersteller
Westmodel
Bestellnummer
13086
Hinweis: Sammlungsbereinigung Triebwagen, Dampfloks, Wagen, Literatur, Zubehör, Liste unter Sammlungsbereinigung
laufende Überarbeitung
Länderbahn