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Biegen von Blech Abkanten Anstatt ein Gehäuse aus einer Vielzahl von Einzelteilen zusammenzulöten, ist es in vielen Fällen günstiger, Gehäuseteile aus einem größeren Stück zu fertigen und  abgewinkelte Flächen zu biegen. Bei selbst gefertigten Gehäuseteilen werden die Biegelinien mit der Reißnadel markiert, bei mehreren Abkantungen ist je nach  Biegerichtungen für die Gesamtlänge jeweils das Innen-/bzw. Außenmaß der einzelnen Teilflächen zu berücksichtigen. Einfacher stellt sich das Biegen von geätzten Messingblechteilen, hier sind durch die Hersteller auf den Rückseiten der Teile entsprechende eingeätzte Biegelinien  angeordnet.                    Geätzte Biegelinien auf der Rückseite eines Gehäuseseitenteiles.  Ein exaktes Biegen mittels einer Flachzange wird kaum rechtwinklige Biegekanten und darüber windschiefe Gehäuse zum Ergebnis haben. Selbst geätzte Biege-  linien sind beim "freihändischen" Biegen keine Garantie für optimale Ergebnisse. Für den Modellbau gibt es durchaus geeignete Abkantvorrichtungen, deren   Anschaffung sich aber nur bei größeren Stückzahlen an Modellen lohnt. Das Einspannen der Teile in einen Schraubstock als Alternative garantiert zwar ebenfalls  gerade Biegelinien, hat jedoch durchaus einige Nachteile: -  die Teile verrutschen beim Festspannen leicht, mit der Folge schiefer Biegekanten -  bei längeren Teilen mit mehreren Biegekanten sind Teile des Schraubstocks oft im Wege -  insbesondere bei geätzten Teilen besteht durch die Gefahr der Beschädigung der Messingblechteile durch die Backen des Schraubstocks Diese Nachteile lassen sich mit einer einfachen, selber gefertigten Spannvorrichtung umgehen. Ausgangbasis in dem Fall 10 x 15 mm Winkelprofil aus Aluminium (2 mm dick), jeweils zwei entsprechende Stücke werden deckungsgleich an den Enden mit einer Bohrung bzw. Gewinde versehen. Zwischen beide Winkel wird das zu  biegende Teil geführt, durch Anziehen der Schrauben fixiert und danach in einem Schraubstock eingespannt.         Geätztes Messingblechteil entlang der Biegelinie fixiert...                         sowie mittels Spannvorrichtung im Schraubstock eingespannt. Nach dem Einspannen wird das abzukantende Teil entlang der Biegelinie mit einem Stück Flacheisen, in dem Fall einem Winkel in einer Kippbewegung gebogen.  Für eine scharfkantige sowie rechtwinklige Biegung wird im abgewinkelten Zustand das Flacheisen flach auf das Messingblech gelegt und mit einem leichten  Hammer ausgeformt. Bei mehreren, eng aneinander liegenden Biegelinien (hier eingezogener Einstieg) müssen ggf. doch einige die Biegungen mit einer Zange  durchgeführt werden. Die Zange sollte möglichst plane Innenbacken aufweisen, die Biegung wird dabei in kleinen Schritten, abwechselnd von oben sowie unten  durchgeführt.         Abkanten des Bleches mittels einem Flacheisen (Winkel), ...             gebogenes Gehäuseteil mit eingezogenem Einstieg. Abgerundete Kanten Zahlreiche Kanten beim Vorbild sind nicht exakt eckig, sondern besitzen eine leichte Rundung. Freihändig sind diese Biegungen mit einer Rundzange wegen der  konischen Form nicht möglich. Auch diese Biegung erfolgt mit einer leicht modifizierten Spanneinrichtung. Für gerundete Biegungen wird die Kante eines Winkels  mit einer Rundung versehen und dann beide Winkel mit einem dem Radius entsprechendem Höhenversatz verbunden.                          Oben bzw. unten angeordnete Markierung für gerundete Biegelinie.      Abgerundete Kante des hinteren Winkels mit Höhenversatz zum vorderen Winkel sowie gebogene, mit Rundung versehene Abkantung.  Biegen von Rundungen Im Gegensatz zum Abkanten ist das Erstellen von Rundungen weniger einfach. Erhältliche, preislich erschwingliche Mini-Rundbiegemaschinenentsprechen nicht  recht den Anforderungen, entweder ist die Arbeitsbreite (z.B. für Wagendächer) nicht ausreichend oder die Walzendurch-messer sind für die kleinen Radien bzw.  Durchmesser (Übergänge von Wagendächern zu den Seitenwänden bzw. Lokkessel) der Fahr-zeugmodelle überdimensioniert. Gleichmäßige Radien (wie  Lokkessel) lassen sich über Rundmaterial gebogen noch einfach erstellen. Als Rundmaterial ist Holz zu bevorzugen, bei Notwendigkeit kann das Messingblech mit  kleinen Holzschrauben fixiert werden, zudem würde beim Verlöten Rundmaterial aus Metall mit seiner Wärmeableitung das Löten behindern. Nach dem Biegen  werden die sich überlappenden Enden verzinnt sowie verlötet. Die Überlappung kann im sichtbaren Bereich, etwa in der Nähe der Rauchkammer flacher gefeilt  werden. Zur Stabilisierung und für eine wirklich runde Form ist im Anschluss das Einlöten eines kreisrunden Bleches von Vorteil.                   Links der Lokkessel über Rundmaterial gebogen und verlötet, die überlappende Lötnaht wurde im Bereich der Rauchkammertür flach gefeilt.           Rechts mit eingelötetem Rundblech zur Stabilisierung sowie Formgebung.             Noch schwieriger sind Biegungen kleiner als ein Halbkreis oder mit veränderlichem Radius (Wagendächer). Improvisieren stehen die Eigen-schaften des halbharten Messingblechs entgegen, beim Biegen macht sich ein Rückfedern des Bleches bemerkbar. Verwendete Biegeformen müssen deshalb kleiner als das entsprechende Bauteil ausfallen, entstehende Spannungen im Messingblech werden durch vorsichtiges Zurückbiegen abgebaut. Für genauere Ergebnisse bei Biegungen bis 90  Grad wurde eine Spanneinrichtung angefertigt. Vom Aufbau entspricht diese der für Abkantungen verwendeten Spanneinrichtung, einer der Winkel wurde durch  Vierkantmaterial ersetzt, dabei eine der Kanten mit einer Rundung versehen. Für einen vielfältigen Einsatz wurden für diese Spanneinrichtung mehrere  Vierkantstäbe mit unterschiedlichen Radien gefertigt.            Angefertigte Spanneinrichtung mit auswechselbaren Biegeformen in unterschiedlicher Radien.      Das zu biegende Messingblech ist für das Einspannen in die Biegeeinrichtung an den Seiten jeweils 5 … 10 mm breiter zu halten. Dieser Überstand wird nach dem  Biegen mit der Laubsäge entfernt. Bei veränderlichen Formen wie Wagendächer ist das Messingblech unter Auswechseln der Biegeformen mit unterschiedlichen  Radien stufenweise einzuspannen und zu biegen. Eventuelle Unregelmäßigkeiten werden Feilen sowie Schleifpapier beseitigt. Während sich das Biegen über  geringe Längen, wie die Stirnseiten von Wagenkästen noch recht einfach gestaltet, erfordert das Biegen über größere Längen (z.B. Wagendächer) einen nicht zu  unterschätzenden Kraftaufwand. Dies lässt sich durch Ausweichen auf weichere Materialien, wie Kupfer- oder Alu-Blech ggf. mindern.           Ein aus Messingblech gebogenes Wagendach als Ersatz für ein vom Hersteller zu kurz gefertigtes sowie zudem verzogenes Resindach.        Biegung mit kleinem Radius beim Übergang zur Wagenkastenseitenwand. Eine Anfertigung von Biegeformen in der Form des zu erstellenden Teiles ist ebenfalls möglich, auch diese kleiner ausfallen, als das zu erstellende Teil. Deshalb  müssen die Ergebnisse überprüft, die Formen ggf. nachgearbeitet werden. Genauere Ergebnisse sind mit einer zweiteiligen Form (Positiv- sowie Negativform aus  Hartholz) zu erzielen, deren Anfertigung die Fähigkeiten der meisten Modellbauer sicher überschreitet.                                             
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