Werkstatt Werkstatt AEG Vorführwagen AEG Vorführwagen
Baubericht AEG - Benzol-Triebwagen 1  (Epoche 2)  Das Vorbild Ab dem Sommer 1921 verkehrte auf der Kreisbahn Beeskow-Fürstenwalde ein AEG-Benzoltriebwagen, über den Einsatz wurde in der überregionalen Presse, in  Fachaufsätzen im In- und Ausland ausführlich berichtet. Das auf der 41,3 km langen Scharmützelseebahn verkehrende Fahrzeug verblieb trotz der Beschriftung  “Kreisbahn Beeskow-Fürstenwalde” im Eigentum der AEG, diente auf der in der Nähe von Berlin (Stammsitz von AEG) gelegenen Bahn als Vorführwagen.  Aufgebaut wurde der Benzoltriebwagen auf einem leichten stählernen Untergestell, getragen von den in einem Blechaußenrahmen geführten Lenkachsen. An einem  Ende des Untergestells war der 6-Zylinder-Benzolmotor mit 75 PS von NAG angeordnet. Vor dem Motor befand sich der Kühler in Bauart von Kraftfahrzeugen,  darüber hinaus diente das Kühlwasser der Beheizung des Fahrgastraumes. Am Motorausgang angeordnet war das druckluftbetätigte 4-Gang-Getriebe von NAG. Bis  in die 20er Jahre war die mechanische Leistungsübertragung noch nicht zufriedenstellend gelöst, zur Vermeidung von Schaltstößen sowie Schäden an den Zahn-  rädern befanden sich beim NAG-Getriebe die Zahnradpaare der jeweiligen Gänge im ständigen Eingriff. Das ebenfalls per Druckluft betätigte Richtungswechsel-  Getriebe war in der Fahrzeugmitte angeordnet, über eine Kardanwelle wurde die Antriebsachse angetrieben. Über Bodenklappen waren die Getriebe von oben aus  erreichbar. Die Bremse war als drucklufbetätigte, auf der Radsatzwellen angeordneten Scheibenbremsen, die Erzeugung der Druckluft erfolgte über eine am Motor  angeflanschte Druckluftpumpe. Als Feststellbremse war eine auf einen Radsatz wirkende Handspindelbremse vorhanden. Zur Mitnahme eines Beiwagens verfügt  das Untergestell an beiden Enden über eine leichte Zug- und Stoßeinrichtung sowie eine durchgehende Hauptluftleitung. Die Beleuchtung des Führer-, sowie des  Fahrgastraumes und der auf jeder Seite nur einmal vorhandene Scheinwerfer erfolgte elektrisch. Gespeist wurden diese von einem Bosch-Dynamo mit einer  Leistung von 250 W und einer parallel geschalteten Batterie.  Der leichte Wagenkasten wurde durch LHL aus Holz mit einer Blechverkleidung, das Tonnendach aus Holz mit Drellbespannung gefertigt. Im Fahrgastraum waren  die Sitzbänke quer angeordnet, dieser war zu den Führerständen durch Schiebetüren abgetrennt. Die Führerstände, zugleich Einstiegsräume waren durch Flügel-  türen abgeschlossen, der als Gepäckraum dienende Führerraum ohne Motoranlage dabei durch eine doppelflüglige Tür. Die großen Fenster im Fahrgastraum waren im oberen Teil zur Belüftung klappbar ausgeführt, die seitlichen Fenster in den Führerräumen zum Herablassen eingerichtet. Mehr Details zu diesem Fahrzeug  finden sich in einem Prospekt des AEG-Vorführwagens. Die Abbildungen des Vorführwagens auf der Scharmützelseebahn zeigen mehrere erhebliche bauliche Veränderungen, insbesondere an der Kühlanlage des Trieb-  wagens. Die Kühlung, insbesondere bei im Windschatten liegenden Kühlers bei Rückwärtsfahrt war offensichtlich nicht ausreichend. In der Beschreibung von AEG  wird für den Fall stärkerer Beanspruchung über eine Anordnung von Kühlrohren für eine größere Kühlleistung geschrieben. Bei dem Vorführwagen wurde jedoch  stattdessen am anderen Fahrzeugende ein weiterer Kühler sowie ein Kühlschacht in Form eines überdimensionierten Schnorchels angebracht. Auf der Kreisbahn Beeskow-Fürstenwalde längere Zeit im Einsatz, wurde der Vorführwagenjedoch nicht von der Kleinbahn übernommen. Ab Anfang 1923 war der  Vorführwagen auf der Kleinbahn Bergedorf – Geesthacht sowie im Zeitraum 1.5. - 1.11.1923 auf der niederländischen Limburgsche Tramweg Maatschappij (LTM)  als LTM 901 im Einsatz. Danach verlieren sich die Spuren dieses Fahrzeuges, zwischenzeitlich wohl veraltet war auf der Eisenbahntechnischen Ausstellung 1924 in  Seddin von AEG ein 2-achsiger Triebwagen für die Schleswiger Kreisbahn ausgestellt. Das Modell Für den Eigenbau dieses Einzelgängers aus früher Zeit liegen keine detaillierten Konstruktionszeichnen vor, es finden sich jedoch Zeichnungen aus drei Ansichten  mit den wichtigsten Hauptabmessungen sowie zahlreiche Fotos in dem Prospekt des AEG-Vorführwagens. Angesichts der baulichen Veränderungen wurde das  Modell im Auslieferungszustand von 1921 erbaut.   Fand für einen zuvor erbauten Stoltz-Dampftriebwagen ein in der Bauweise an den Weinert-Einachsantrieb angelehnter Eigenbauantrieb Verwendung, entsand für  den Benzoltriebwagen ein 2-achsiges Fahrwerk mit Antrieb auf eine Achse Verwendung, welches bis auf die geänderten Ausführung der Rahmenwagen dem Ein-  achsantrieb entspricht. Sofern die Radachsen nicht in Buchsen oder Gleitsteinen laufen, ist bei den Rahmenwangen auf einen ausreichende Stärke (1,5 mm) zu  achten. Für die deckungsgleiche Ausführung der Bohrungen in den Rahmenwangen ist die Verwendung einer Ständerbohrmaschine zwingend erforderlich, in die die Rahmenwangen zusammen eingespannt werden. Eigenbau-Einachsantrieb für den Stoltz-DTW      Eigenbau-Fahrwerk für den AEG-Vorführwagen  Auf dem Fahrwerk liegt die Nachbildung des Pressblech-Außenrahmens auf. Die untere Kante entstand aus angelöteten 1,0 mm breiten Messingblechstreifen, die  Nachbildung der Achshalter sowie der Federpakete stammen von D.I.T.-Modell. Durch die unterschiedliche Länge der Einstiegsräume des Triebwagens fällt ebenso  das Fahrwerk unsymmetrisch aus.         Pressblech-Außenrahmen (nicht vollständig zugerüstet)  Der Wagenkasten des AEG-Benzoltriebwagens erfordert einen höheren Aufwand beim Bau im Vergleich mit den zuvor erbauten Triebwagen. Das Wagenkasten-  mittelteil ab den zwei mittleren Fenstern zu den Fahrzeugenden hin eingezogen, die Einstiegsräume schmaler als des Wagenmittelteil. Zusätzlich der Wagenkasten  im unteren Teil ebenfalls eingezogen. Erschwerend die großen Fenster mit im oberen Teil angebrachten Klappfenstern und schmalen Fensterstegen. Deshalb entsteht das Gehäuse des Modells aus mehreren Baugruppen, zuerst der Wagenkastenmittelteil mit den Trennwänden zur Stabilisierung. Die aus mehreren Teilen entstandenen Einstiegsräume werden mit Zapfen sowie Schlitze in den Trennwänden des Mittelteils fixiert.              Fahrwerk mit aufgesetzten Wagenkastenmittelteil, die Seitenteile der Einstiegsräume nur lose angesteckt Wie bei zuvor erbauten Triebwagen wurden die Türen in den Einstiegsräumen als separate Teile in die Seitenteile eingelötet. Die Nachbildungen der oben liegenden Klappfenster in die Wagenseitenteile aus 0,2 mm dünnen Blech wurden ebenfalls bereits beim Rohbau mit angebracht.        Gehäuse mit fertiggestellten Einstiegsräumen Eine Inneneinrichtung mit erhöht angebrachten Fußboden deckt den Antrieb ab, in den Einstiegräumen sind ebenfalls Nachbildungen der Führerstände sowie die  innere Motorverkleidung untergebracht. Nach der Anbringung der außenliegenden Motorverkleidung wurde am Gehäuse die umlaufende Brüstungsleiste angelötet.         Gehäuse mit Inneneinrichtung  Wegen der eingezogenen Wagenenden sowie der spitz zulaufenden Stirnseiten fand bei der Anfertigung des Triebwagendaches als Material das schon bei anderen  Fahrzeugen Balsaholz (Flugmodellbau) Verwendung. Für gerade Kanten wird das Balsaholz auf eine der Gehäuseform entsprechende Messinggrundplatte geklebt,  zusätzlich aufgelötete Spanten dienen der anschließenden Formgebung. Eine weitere, geringfügig größe Messingplatte dient als Nachbildung der umlaufenden  Regenrinne des Triebwagens.         Dachaufbau mit Grundplatte zur Darstellung Regenrinne, Grundplatte mit Spanten und Balsaholz als Füllmaterial  Nach der Ausarbeitung der Form sind zum Verfüllen der Poren im Balsaholz mehrere Spritzgänge mit Spritzspachten sowie Schleifgänge erforderlich. Durch den  Spritzspachtel sowie die nachfolgende Lackierung erhält das zuvor recht weiche Balsaholz die erforderliche Festigkeit.          Das in Form gebrachte Dach aus Balsaholz während der Phase des Spritzspachtelns sowie Schleifens Abschließend werden die noch fehlenden Teile an Gehäuse und Fahrwerk angebracht, nachfolgend kann das Modell wieder zerlegt und lackiert werden.           Der AEG-Benzoltriebwagen vor der Lackierung, einige Zurüstteile nur lose angesteckt Über die Farbgebung des AEG-Benzoltriebwagens liegen keine Informationen vor. Die helle Farbgebung auf den s/w-Fotos, die an Straßenbahnen angelehnte Bau-  weise läßt eine an die Straßenbahnen der 20er Jahre angelehnte Farbgebung schließen. Einheitliche Farbgebungen, Farbtafeln existierten zu dieser Zeit nicht, der  RAL-Farbkatalog entstand erst Ende der 20er Jahre. So finden sich zu historischen Straßenbahnen bei den hellfarbenen Wagenkästen Angaben von weiß, über  creme, elfenbein, Gelbtöne bis Hellsandfarben. Beim AEG-Benzoltriebwagen wurde beim Wagenkasten Elfenbein (RAL 1014), für Fahrwerk sowie Dach als heller Farbton Betongrau (RAL 7023) verwendet. Beim  dunkel abgesetzten Brüstungsstreifen sowie der Kühlereinfassung wurde auf Schwarz zurückgegriffen.         Hauptbaugruppen des Modells lackiert, Wagenkasten elfenbein, Fahrwerk sowie Dach betongrau         Das fertiggestelle Modell